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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 400 mal aufgerufen
 Treffpunkt für Geschichtlich Interessierte
Konrad von Haltenberg Offline

Herrführer, Ansprechpartner für Veranstalter.


Beiträge: 260

05.02.2009 09:41
Munquid spricht Originaltext über Franken Zitat · Antworten
Worte des weisen Usama ibn Munqidh:

Die Franken kennen weder Ehrgefühl noch Eifersucht. So kommt es vor, daß ein Franke mit seiner Frau auf der Straße einhergeht und einen anderen Mann trifft, der die Frau zur Seite nimmt und sich mit ihr unterhält, während ihr Ehemann abseits steht und wartet, bis die Frau ihre Unterhaltung beendet. Wenn es ihm zu lange dauert, läßt er sie mit ihrem Gesprächspartner allein und geht seiner Wege.
Hier ein Beispiel, das ich selbst erlebt habe. Sooft ich nach Nâblus kam, pflegte ich bei einem Mann namens Mu‘izz abzusteigen, dessen Haus den Muslimen als Herberge diente. Die Fenster des Hauses gingen auf die Straße hinaus. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, befand sich das Haus eines Franken, der im Auftrag der Händler Wein verkaufte. Dies tat er in der Weise, daß er eine Flasche Wein nahm und sie mit den Worten anpries. »Der Händler Soundso hat ein Faß dieses Weines geöffnet. Wer davon haben will, findet ihn an dem und dem Ort!« Der Lohn für sein Anpreisen war der Wein in der Flasche. Eines Tages nun kam der Franke nach Hause und fand einen Mann mit seiner Frau im Bett. Er fragte ihn: »Was hat dich hierher zu meiner Frau geführt?«
»Ich war müde und bin hierhergekommen, um mich auszuruhen.«
»Und wie bist du in mein Bett gekommen?«
»Ich fand ein Bett bereitet und habe mich darin schlafen gelegt.«
»Und meine Frau hat mit dir geschlafen?«
»Das Bett gehört doch ihr. Konnte ich sie daran hindern, ihr eigenes Bett zu benutzen?«
»Bei meinem Glauben, wenn du dies noch einmal tust, werden wir uns vor Gericht sehen!«
Das war der ganze Ausdruck und das höchste Ausmaß seiner Eifersucht!
Ein weiteres Beispiel: Im Badehaus meines Vaters hatten wir einen Bademeister aus al-Ma'arra, namens Sâlim, beschäftigt. Dieser erzählte mir einmal folgende Begebenheit: »Ich eröffnete in al-Ma'arra ein Badehaus, um mir damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Eines Tages kam ein fränkischer Ritter herein. Da die Franken es nicht mögen, wenn einer im Bad einen Schurz um seine Hüften trägt, streckte er seine Hand aus, zog mir meinen Schurz von den Hüften und warf ihn fort. Er betrachtete mich - ich hatte mir gerade erst meine Schamgegend rasiert - und rief: ,Sâlim!‘ Ich ging nahe zu ihm hin, er streckte die Hand nach meiner Scham aus und sagte: ,Großartig, Sâlim! Bei meinem Glauben, das mußt du auch bei mir machen!‘ Dann legte er sich auf den Rücken. Er hatte an der Stelle Haare so lang wie sein Bart. Nachdem ich ihm die Haare wegrasiert hatte, befühlte er mit der Hand die Stelle, fand sie schön weich und sagte: ,Sâlim, bei deinem Glauben, das mußt du auch bei meiner Dame machen!‘ In ihrer Sprache bedeutet Dame Herrin, und er meinte damit seine eigene Frau. An seinen Burschen gewandt sagte er: ,Richte meiner Dame aus, sie soll herkommen!‘ Der Bursche ging weg und holte die Frau herein. Sie legte sich auf den Rücken, und ihr Mann beauftragte mich: ,Mache es so wie bei mir!‘ Während er dabeisaß und mir zusah, rasierte ich der Frau die Haare weg. Dann dankte er mir und entlohnte mich für meine Dienste.«
Man betrachte sich diesen großen Widerspruch! Sie kennen weder Eifersucht noch Ehrgefühl, doch besitzen sie großen Mut, obwohl doch der Mut gewöhnlich nur aus dem Ehrgefühl und aus der Verachtung für einen schlechten Ruf entsteht.
Ähnlich ist auch folgende Begebenheit: In der Stadt Tyrus ging ich einmal ins Badehaus und ließ mich in einer separaten Kabine nieder. Da sagte mir einer meiner Sklaven: »Wir haben hier eine Frau im Bad!« Als ich dann die Kabine verließ und mich auf eine der Steinbänke setzte, da war auch gerade die Frau, die sich im Badehaus aufhielt, herausgekommen. Sie war angezogen und stand mit ihrem Vater mir gegenüber. Da ich mir aber nicht ganz sicher war, ob es wirklich eine Frau war, sagte ich zu einem meiner Begleiter: »Bei Gott, schau nach, ob dies wirklich eine Frau ist!« Ich hatte damit eigentlich nur beabsichtigt, daß er sich nach der Frau erkundigte, doch er ging hin, hob vor meinen Augen den Saum ihres Gewandes hoch und schaute darunter. Da wandte sich ihr Vater mir zu und erklärte: »Das ist meine Tochter. Seit ihre Mutter gestorben ist, hat sie niemanden mehr, der ihr den Kopf wäscht. Deshalb habe ich sie mit mir ins Bad genommen und ihr selbst den Kopf gewaschen. Ich erwiderte: »Trefflich hast du gehandelt! Gottes Lohn ist dir dafür sicher.«

So spricht mein weiser Bruder Usama; also merket auf Ihr Franken.

Al-Quadi


Quelle: Autobiographie, das »Buch der Belehrung durch Beispiele.« Aus dem Arabischen von Holger Preißler
Sergey Offline




Beiträge: 103

06.02.2009 13:39
#2 RE: Munquid spricht Originaltext über Franken Zitat · Antworten

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War sehr interessant!
Danke!







*** jiver-svarupa hoi - nitya Krishna-das ***

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