Georg von Hohenheim war der Großvater des Philipus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus)
Ritter Georg von Hohenheim brach 1468 zu einer Pilgerreise ins Heilige Land als Befehlshaber der Deutschen Ritter auf.
Wieder zurück nach Deutschland hatte er politische hohe Ämter und Gerichtsbarkeit in Stuttgart inne.
Wilhelm von Hohenheim war der uneheliche Sohn Georg von Hohenheim Wilhelm von Hohenheim Vater des Paracelsus.
Wappen Gelber Grund blauer querbalken mit 3 gelben kugeln.
* 1493/1494 in Einsiedeln (Schweiz), + 24.09.1541 in Salzburg
Mediziner, Astrologe, Sozialethiker, Laientheologe und Verfasser einer eigenen Hexenlehre
Theophrastus Bombast von Hohenheim wurde als Sohn des Arztes Wilhelm Bombast von Hohenheim (+ 1534), unehelich geborenes Mitglied des altschwäbischen Rittergeschlechts der Bombaste von Hohenheim, und einer namentlich nicht bekannten Hörigen des Klosters Einsiedeln geboren. Die häufig in der Literatur anzutreffenden weiteren Vornamen Philippus und Aureolus sind zu seinen Lebzeiten so nicht belegt. Die Herkunft des Namens Paracelsus ist bis heute ungeklärt. Der Begriff taucht zum ersten Mal um das Jahr 1529 in astrologischen Schriften aus der Feder Hohenheims auf. Ein Bezug auf den römischen Arzt und Autor Aulus Cornelius Celsus (1. Jhd. n. Chr.) ist unwahrscheinlich, vielleicht ist es lediglich eine Latinisierung des Wortes Hohenheim (‚para’ = bei, ‚celsus’ = hoch).
1. Leben
Über die Kindheit des Paracelsus ist nichts bekannt. Um 1502 folgte er seinem Vater nach Villach, der dort die Stelle des Stadtarztes angenommen hatte. Weder gibt es Hinweise über Dauer und Orte seines Studiums, noch lassen sich nähere Angaben zu seiner Promotion 1515 in Ferrara zum Doctor medicinae machen. Danach scheint Paracelsus mehrere Jahre durch ganz Europa gewandert zu sein, wobei er seinen eigenen Angaben zufolge bis nach Portugal, England, Schweden, Siebenbürgen und in die Walachei gekommen sein will. Dieser Teil seiner Biographie ist jedoch noch gänzlich unerforscht.
Erst 1524 wird er in Salzburg fassbar, wo er ein Jahr später in den Gewerken- und Knappenaufstand verwickelt wurde. 1525/26 wanderte er durch Süddeutschland und trug sich am 5. Dezember 1526 in das Bürgerbuch von Straßburg ein. Doch schon im März 1527 wurde er als Stadtarzt nach Basel gerufen. Schnell kam er mit der medizinischen Fakultät der Universität in Konflikt, die ihn, dem ausdrücklichen Wunsch des Stadtrates zum Trotze, nicht als Ordinarius in ihre Reihen aufnehmen wollte. Dessen ungeachtet hielt Paracelsus Vorlesungen ab, zum Teil auf Deutsch. Dies sowie seine Verachtung für die überlieferten Autoritäten, besonders für Galen, brachten ihn in immer schärferen Gegensatz zur Fakultät, die ihm die Verbrennung eines Lehrbuchs im Johannisfeuer vom 24. Juni 1527 nicht verzeihen konnte. Auch mit Ärzten und Apothekern, die er als Stadtarzt strenger visitieren lassen wollte, geriet er immer häufiger aneinander. Im Februar 1528 schließlich musste Paracelsus aus Basel fliehen. Nach Aufenthalten in Colmar und Esslingen ging er 1529 nach Nürnberg. Hier wurden zwei Syphilisschriften gedruckt. Eine 1530 erfolgte Eingabe der medizinischen Fakultät aus Leipzig verhinderte aber weitere Publikationen. 1531 hielt sich Paracelsus in St. Gallen auf.
Die nächsten vier Jahre sind schlecht erschlossen, da sich Paracelsus erneut auf Wanderschaft begab, die ihn bis nach Innsbruck und Meran führte. Nachdem er 1535 dem Bad Pfäfers einen Besuch abgestattet hatte, ging er 1536 nach Augsburg, wo sein Hauptwerk, die Große Wundartzney, erscheinen konnte. Nach weiterer Wanderschaft durch den Südwesten des Reiches kam Paracelsus 1538 nach Villach, um den Nachlass seines Vaters zu regeln. Danach entschwindet er weitgehend dem Blick, ehe er für den Spätsommer 1541 in Salzburg nachweisbar ist. Hier setzte er am 21. September 1541 sein Testament auf, drei Tage darauf verstarb er. Hinweise auf eine Vergiftung oder ein Attentat haben sich nicht bestätigt. Paracelsus wurde auf dem Friedhof von St. Sebastian begraben. Seine sterblichen Überreste, soweit noch vorhanden, befinden sich heute in einem kleinen Grabmonument in der Vorhalle der Kirche.
2. Allgemeines zum Werk
Zu Lebzeiten des Paracelsus ist nur ein verschwindend kleiner Teil seines Werks im Druck erschienen. Dieser Umstand sowie die ungeheuere Produktion von Texten machen die Datierung vor allem der frühen Schriften mühselig, wenn nicht ganz unmöglich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen schrieb Paracelsus auf Deutsch und hinterließ eines der umfangreichsten Werke in frühneuhochdeutscher Sprache. Seinen Zeitgenossen dürfte er vor allem als Astrologe und Verfasser von Prognostiken ein Begriff gewesen sein. Darüber hinaus waren es seine Schriften zur Syphilis und die Große Wundartzney, die seine Zeitgenossen ebenso beeindruckten wie sie heftigen Widerspruch auslösten. Als Theologe blieb er seinen Mitmenschen ebenso unbekannt wie als Sozialethiker. Erst nach seinem Tod wurden seine Ideen und Thesen, zu denen u. a. die Forderung nach Abschaffung von Todesstrafe und Eid und der Kampf gegen jede Form der institutionalisierten, der „Mauerkirche“ gehörten, von radikalen Reformern aufgegriffen.
In der Druckausgabe umfassen allein die medizinischen Schriften 14 Bände, hinzu kommen noch acht Bände mit theologischen und religionsphilosophischen Schriften. Die Lektüre paracelsischer Texte ist mühselig, denn ihr Autor war kein konsequenter und systematischer Denker, sondern ein oftmals polemischer, stark an der gesprochenen Sprache orientierter Autor, der seine Texte zu einem guten Teil bewusst auf das Vorlesen hin konzipierte. Paracelsus kann zwar für einige Bereiche der Medizin – etwa für die Parasitologie oder die Arzneimittellehre – als Urvater angesehen werden, doch bleibt er in den Details spekulativ. Auch sieht er die Welt immer noch als einen Ort voller Dämonen und Geister. Es ist vor allem sein ungestümer Kampf mit überkommenen Autoritäten und gegen das blinde Nachbeten von Bücherwissen und sein Interesse für die Beobachtung am Krankenbett, die ihm bis heute seinen Platz in der Geschichte der Medizin sichern.
3. Die Hexenlehre des Paracelsus’
Die eigenwillige und auch eigenartige Hexenlehre des Paracelsus’ hat weder zu seinen Lebzeiten eine Rolle im öffentlichen wie fachlichen Diskurs gespielt noch in der wissenschaftlichen Erforschung der Hexenverfolgungen sonderliches Interesse hervorgerufen. Eher war es Paracelsus selbst, dem seine Zeitgenossen schon zu Lebzeiten mehrfach Hexerei und Zauberei nachsagten.
Ausführlich hat Paracelsus seine Hexenlehre mit dem fragmentarisch gebliebenen Text De sagis et earum operibus dargelegt, der zwar zwischen 1529 und 1532 verfasst worden sein dürfte, allerdings erst nach dem Tode des Verfassers 1567 zusammen mit anderen kleineren Schriften erstmals gedruckt wurde. De sagis et earum operibus richtet sich ausdrücklich an den gemeinen Mann, nicht an weltliche oder kirchliche Autoritäten. De sagis et earum operibus war nur eine der Schriften, die Paracelsus in einer Philosophia magna zusammenfassen wollte mit dem Ziel, die Grenz- und Randphänomene der von Menschen bewohnten Welt, mithin also auch die Welt der Geister und Dämonen eingehend zu erläutern und deren Verhältnis zum Menschen zu klären. In den folgenden Schriften dieser Philosophia magna setzt er sich u. a. mit den Tobsüchtigen, den Narren oder den Homunculi auseinander. Eine weitergehende Diskussion des Einflusses des Teufels fehlt in seiner Hexenlehre, wie überhaupt eine Personifikation des Bösen nicht vorkommt.
Nach Paracelsus ist vor allem die Stunde der Geburt entscheidend für das Schicksal des Kindes, denn während der Niederkunft kann der Ascendent, ein vom Teufel gesandter böser Geist, in das Kind gelangen. Da nach Paracelsus auch Verbrecher einem Ascendenten unterliegen, sind sich Hexe und Verbrecher durchaus ähnlich. Nach der Geburt verberge sich der Ascendent, bleibe auch während der Kindheit inaktiv, um erst im Erwachsenenalter den Menschen zu boshaftem Handeln zu zwingen. Dabei seien es vor allem Hass und Neid, derer sich der Ascendent bediene, um sich seinen Menschen gefügig zu machen. In einem späteren Stadium leite er durch Träume und Phantasien regelrecht zu Hexenwerken an. Dies ist ein elementarer Punkt in Paracelsus’ Hexenlehre, denn eine Hexe ist für ihn nur ein Instrument des Ascendenten, der sie besitzt. Sie vermeine zwar, all die Hexenwerke zu vollbringen, doch letztlich ist sie nur das Opfer eines bösen Geistes. Als solches ist die Hexe auch nicht wirklich böse, und da sie selbst nicht die bewusst Wollende und aktiv Handelnde ist, kann der Ascendent in ihr besiegt und vertrieben werden, sofern man ihn nur früh genug erkennt.
Der günstigste Zeitpunkt für den Kampf gegen den Ascendenten ist das Stadium der Zeichen, in dem man die Hexe an Äußerlichkeiten und Verhalten bereits erkennen kann, ohne dass sie mit ihrem Hexenwerk bereits begonnen habe. Daher führt Paracelsus peinlich genau die zwölf Zeichen auf, an denen man eine Hexe erkennen könne: „1. mann fliehen, 2. feirtag eben observierem, 3. zeichnet an inen selbs, 4. zeichnete kinder, 5. ceremonien gebrauchen, 6. verbergen, alein sein, mann nicht fahen, 7. künstlern nachfragen, 8. an sich hengen zeuberin und lernen, darzu sie der geist treibt, 9. kein mann ansehen, 10. selten kochen, haar, stirn nicht waschen, das fleisch, 11. hinder sich in kirchen umbkeren, 12. wol ligen, allein sich versperren.“ [Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus, Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische Schriften, hg. von Karl Sudhoff, 14 Bände, München / Berlin 1922-1933. Hier Band 14, Stück 1, S. 12 f.] Auffällig ist hier insbesondere die mehrmalige Erwähnung der bewussten Abkehr der Frauen vom Mann, die seiner regelrecht fliehen sollen. Die Vernachlässigung des Äußeren und die Verweigerung von Tätigkeiten wie dem Kirchenbesuch und der Hausarbeit lässt sich als sozial schädliches Verhalten deuten. Dem hingegen spielen ‚klassische’ Merkmale wie Rituale und Zeremonien keine große Rolle. Wie genau man einer Hexe habhaft werden kann, die das Stadium der Zeichen verlassen und in das Stadium der Werke eingetreten ist, erfahren wir leider nicht.
Die Hexenwerke, die Paracelsus für erwähnenswert hält, beinhalten keine Überraschungen. Hagel- und Schneemachen sowie überhaupt Wetterzauber, dem Paracelsus breiten Raum in seinen Betrachtungen zugesteht, Krankheitszauber, Liebeszauber und Maleficia ad impotentiam sind hier zu nennen. Auch die Hexenfahrt, die durch Katzenschmalz, Wolfsschmalz, Eselsmilch und ähnliche Mittel ermöglicht wird, findet sich bei ihm. Bedeutsam ist, dass Paracelsus den Begriff Hexenbuhlschaft zwar verwendet, doch mit einem Inhalt füllt, der nicht dem zeitgenössischen Hexenparadigma entspricht: Für ihn ist sie die Buhlschaft des Ascendenten selbst um einen Körper, den er besitzen möchte. Immer wieder betont Paracelsus ausdrücklich, dass nicht die Hexe solche als reales Geschehen gedachten Werke vollbringt, sondern der Ascendent, der ihr die Fähigkeiten dazu verleiht und sie zu solchen Taten drängt.
Die Behandlung von Hexen steht ganz unter dem Einfluß des medizinischen und auch religiösen Weltbildes des Paracelsus’. Sie läßt sich mit zwei Begriffen definieren: Beten und Fasten. Werden diese nur konsequent angewandt, spricht sich Paracelsus für den Verzicht auf Bestrafung aus. Der Gedanke an eine Art christlicher Arznei ist nicht abwegig, und man kann seine Hexenlehre tatsächlich in den größeren Kontext seiner Lehre von den Krankheiten stellen. Denn auch Krankheiten werden nach Paracelsus von außen durch Geister und Dämonen ausgelöst, die dann Beschwerden verursachen, welche medikamentös und diätetisch behandelt werden können. Im Falle der Hexe ist der auslösende Dämon der Ascendent, und die Behandlung lautet auf christliche Medizin (Beten) und eine ebensolche Diät (Fasten).
Die paracelsische Hexenlehre fügt sich somit durchaus in sein medizinisch-philosophisches Weltbild ein. Zwar gelten auch für ihn die Hexen letztlich als Geschöpfe des Teufels, doch nur mittelbar, da sie von einem Ascendenten besessen und damit nicht direkt für die Taten verantwortlich zu machen sind. Durch die Trennung von (Erkennungs-)Zeichen und bösen Werken, wobei die Zeichen immer den Werken vorangehen, wird eine frühzeitige Diagnose und somit auch eine Therapie ermöglicht. Ausdrücklich erwähnt Paracelsus in seinen Ausführungen mehrmals den Begriff ‚Arznei’ für die von ihm vorgeschlagene, stark religiös geprägte ‚Behandlung’ der Hexen. Insgesamt ist die Hexenlehre des Paracelsus’ nicht auf Verdammung, sondern auf Beschreibung und Behandlung ausgerichtet, was sie deutlich vom Malleus maleficarum und ähnlichen Schriften unterscheidet. Aufgrund ihrer späten und zunächst nur auszugsweisen Publikation hatte sie keinen Einfluß auf die Hexereidebatten des 16. Jahrhunderts.
Literatur
Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus, Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische Schriften, hg. von Karl Sudhoff, 14 Bände, München / Berlin 1922-1933.
Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus, Sämtliche Werke. 2. Abteilung: Theologische und religionsphilosophische Schriften, hg. von Wilhelm Matthießen, Band 1: Philosophia magna I, München 1923.
Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus, Sämtliche Werke. 2. Abteilung: Theologische und religionsphilosophische Schriften, hg. von Kurt Goldammer, 7 Bände, Stuttgart 1955-1986.
Udo Benzenhöfer, Paracelsus, Reinbek bei Hamburg 1997.
Ders., Studien zum Frühwerk des Paracelsus im Bereich Medizin und Naturkunde, Münster 2005.
Dane T. Daniel, Paracelsus’ ‚Astronomia Magna’ (1537/38): Bible-based science and the religious roots of the scientific revolutions, Ann Arbor 2004.
Heinz Dopsch / Kurt Goldammer / Peter F. Kramml (Hgg.), Paracelsus (1493-1541). Keines andern Knecht…, Salzburg 1993.
Ute Gause, Paracelsus (1493-1541). Genese und Entfaltung seiner frühen Theologie, Tübingen 1993.
Heinz Schott / Ilana Zinguer (Hgg.), Paracelsus und seine internationale Rezeption in der frühen Neuzeit. Beiträge zur Geschichte des Paracelsismus, Leiden / Boston / Köln 1998.