Hochmittelalter
Das Hochmittelalter gilt als Hochzeit des schriftlich überlieferten Bardentums. Der Barde wurde in Wales und anderen Orten Britanniens der Titel eines Hofbeamten und in Irland wurden zahlreiche Bardenschulen gegründet wodurch die keltische Dichtung und Musik einen großen Aufschwung erfuhr.
Frühe Neuzeit
Auf die mittelalterlichen Bardenschulen oder Bardenwettstreits der Renaissance geht u. a. das walisische Eisteddfod zurück, ein jährlich stattfindendes großes Musik und Literaturfestival. In der Neuzeit wurden in Wales, Cornwall und der Bretagne Bardenvereinigungen (Gorsedd) gegründet, um Traditionen in Dichtung und Musik zu pflegen und die keltische Sprache wiederzubeleben. Des weiteren übernahm das moderne Druidentum den Begriff Barde um ihren ersten Grad (°1) vor dem Ovaten (°2) und Druiden (°3) zu bezeichnen.
Archäologischer Befund
Der archäologische Nachweis der Barden gestaltet sich schwierig. Aus der Hallstattzeit sind Situlen erhalten die Musiker zeigen die auf Lyra, Panflöte (Syrinx) Einzel- und Doppelhornpfeife spielen, jedoch ist nicht völlig geklärt ob es sich um keltische Musiker und somit um Barden handelt. Die La-Tène-Zeit kennt einige Darstellungen von Menschen mit Saiteninstrumenten wie z. B. die Skulptur von Paule-Saint-Symphorien in der Bretagne bei denen es sich um musische Gottheiten oder um Barden handeln könnte. Weitere keltische Instrumente die nachgewiesen wurden sind Knochenflöte, Knochenpfeife und Horn (aus Horn, Ton oder Bronze) sowie die als „Carnyx“ bekannte „Kriegstrompete“. Es wurden aus keltischer Zeit auch Schellen, Rasseln, Glöckchen und Klapperbleche gefunden, allerdings ist nur eine einzige wohl keltische Trommel dokumentiert (falls es sich nicht wie nach anderer Deutung des Befunds um einen Eimer Handelt). Aus dem Mittelalter sind dagegen zahlreiche schöne Harfen und auch andere Instrumente erhalten geblieben. Verschiedene Arten von Instrumenten beinhalten die Cruith (oder Chrotta), verschiedene Formen der Croth oder Harfe (oder „Rotte“) wie z. B. die Clairseach (eine hölzerne Variante des Trigonon) und die Telyn (eine walisische 3-Chor-Harfe). Ferner verschiedene Varianten von Flöten wie Doppel- und Dreifachflöte, die Buinne (eine der griech. Aulos verwandte Riedflöte) und eine Form der Blockflöte und die Stoc oder Sturgan, eine Form der Trompete. Andere Quellen erwähnen außerdem Instrumente, die der Oboe und der Kithara geähnelt haben könnten. Im Mittelalter wurde außerdem erstmals der Tinne oder Dudelsack vom Festland eingeführt, der sich in verschiedene Variationen schnell verbreitete und wohl die alten Hornpfeifen und Karnyx in ihrer Funktion ersetzte. Erwähnenswert ist auch der Timpan, ein 3–8 saitiges Zupf- und Streichinstrument, das einer Lyra, eventuell sogar einem Banjo geähnelt haben könnte, sowie das rätselhafte und bis heute nicht annähernd erschlossene Instrument, das sich hinter der Bezeichnung bardd cadeiriog verbarg. (Eventuell handelt es sich um eine große Sitzharfe, der Name wird als „Bardenthron“ übersetzt und es war ein Saiteninstrument).
Musik und Dichtung
Aus der Antike und Spätantike sind keinerlei Überlieferungen über bardische Musik und Dichtkunst erhalten. Anhand der Darstellungen auf Situlen und Steinplastiken wäre der Barde der Antike vor allem ein Solist gewesen der seinen eigenen Gesang auf dem Saiteninstrument begleitet hat, jedoch zeigen hallstattzeitliche Situlen auch das Zusammenspiel von z. B. Syrinx, Lyra und Hornpfeifen. Anhand von gefundenen Flöten die nach diatonischen Intervallen, dorisch (Pentatonik) gestimmt sind und Vergleichen mit volkstümlicher Musik der Neuzeit nimmt man an, dass pentatonische Melodien das vorherrschende Tonsystem waren. Anhand verschiedener etymologischer Bezeichnungen für Gesang wie „Galan“ und „Barditus“ nimmt man unterschiedliche Gesangsstile von dem Bariton bis zu Falsettgesang ähnelnden Stimmlagen an. Eine Interpretation der altkeltischen Musik wird z. B. von der Wiener Gruppe Imbraxton betrieben. Nach der irischen Sage werden unterschiedliche Arten der Musik und verschiedene Repertoires an Bardischer Sprache genannt, die sich voneinander durch zunehmende „Dunkelheit“ unterschieden. Aus dem Mittelalter sind aus Britannien und Irland zahlreiche bardische Lieder und Gedichte erhalten geblieben und bezeugen sehr ausgefeilte Dichtung mit verschiedenen anspruchsvollen Reim- und Stabreim-Schemata. Musikalische Partituren aus dem Mittelalter sind zwar nicht erhalten, jedoch wurde irisch-mittelalterliche Harfenmusik von Zeitgenossen als sehr schnell und kraftgeladen, von großer Präzision und ausgefeilter Komposition beschrieben. Überreste archäisch-keltischen Gesangs stellt z. B. wahrscheinlich der „Séan nós“ dar. Im Alpenraum wird auch das Jodeln mit der keltischen Kultur in Verbindung gebracht.
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