- Ob der Mönch die Liste über den Besitz des Klosters Benediktbeuern bei Kerzenschein angelegt hat? Auf jeden Fall notiert er unter anderem den Namen eines kleinen Dorfes am Lech mit acht Anwesen. Das war vor 975 Jahren. Der Name des Ortes: Kauferingen. Es ist die erste schriftliche Erwähnung der Lechraingemeinde, die Historiker gefunden haben. Große Waldgebiete, in den Bergtälern sogar Urwald, kennzeichnen die Landschaft im Jahr 1033. Immer noch ist die Römerstraße Via Claudia eine der wichtigsten Straßen in der Region. Kloster und Burgen sind die zentralen Orte in Bayern. In Benediktbeuern versuchen die Mönche, nach den Überfällen der Ungarn ehemalige Besitzungen am Lech zurückzugewinnen. In seinen Aufzeichnungen vermerkt der Mönch auch den Namen eines Heinrich, Ritter von Kauferingen. Für Ferdinand Kramer ein deutlicher Hinweis auf einen befestigten Ort, eventuell auf eine Burg. Auch aus dem im Jahr 1811 in ganz Bayern erstellten Urkataster könnten geografische Rückschlüsse auf die Anlage einer Burg geschlossen werden. "Es gibt kaum Zweifel, dass es eine Burg gab", sagt Kramer.
Doch die Burg in Kaufering verliert Jahrzehnte später offenbar an Bedeutung. Im September 1120 stirbt der bayerische Herzog Welf II. in Kaufering im Alter von 47 Jahren. Das Lebensende in dem Ort am Lech - ein Zufall, meint der Historiker. Wenige Jahrzehnte später errichten die Welfen nur wenige Kilometer lechaufwärts eine neue "Landespurch".
Vielleicht, weil es dort leichter war, eine Brücke über den Lech zu bauen. Landsberg, der Ort, der sich unterhalb der Burg entwickelt, wird zur starken Konkurrenz für den Nachbarort und überflügelt diesen bald. Anfang des 16. Jahrhunderts gehört Landsberg mit seinen gut 5000 Einwohnern zu den größten Städten in Bayern. In Kaufering leiten die Hofmarksherren die Geschicke des Ortes. Über 200 Jahre ist es die Münchner Adelsfamilie Donnersberg.
Der Hofmarksherr übt die niedere Gerichtsbarkeit aus - bis auf schwere Verbrechen spricht er im Dorf Recht. "Wir wissen wenig über die Donnersberger", sagt Ferdinand Kramer. Die Adelsfamilie sitzt nicht nur in Kaufering, sondern auch in Igling. Die reiche Ausstattung der Kauferinger Pfarrkirche St. Johann geht auf die Initiative der Donnersberg zurück.
Zum Besitz in Kaufering gehören Haltenberg und Lichtenberg. Der Münchner Hof kommt drei bis vier Wochen zur Jagd nach Kaufering - Reiher am Lech, Rehe im Westerwald. Es kommt zu Problemen mit den Bauern, die ihre Felder mit Holzzäunen vor dem Wild schützen wollen. Sie nehmen zu viel Holz aus dem Wald, der Hofmarksherr empfiehlt, Hecken zu pflanzen oder Gräben zu ziehen.
Überhaupt haben die Donnersberger viel Arbeit mit ihren Untertanen. So gilt es einen Grenzstreit zwischen Kauferingern und Hurlachern zu schlichten.