Adam de la Halle Als Sohn eines wohlhabenden Bürgers bot sich Adam die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Zur damaligen Zeit lag das Bildungssystem vorwiegend in den Händen des Klerus, so dass der Lernwillige zumindest vorgeben musste, sich für den geistlichen Stand zu interessieren. Die Mönche der Zisterzienserabteil von Vauxcelles nahmen sich des 13-Jährigen an. Er verblieb einige Jahre in der Klosterschule, begab sich dann aber nach Paris, um an der dortigen Universität sein Studium fortzusetzen. Zuvor hatte er geheiratet. Die Ehe war nicht glücklich, und der Körperbehinderte trennte sich wieder von seiner Frau.
Adam von Arras, wie man ihn auch nannte, hatte gelernt, Verse zu schreiben und konnte hierzu auch schöne Melodien erfinden. Der Herzog des Artois, Robert II., wurde auf ihn aufmerksam, und Adam trat 1271 als Minéstrel in seine Dienste ein. Er befreundete sich mit dem Herzog und begleitete ihn 1283 nach Neapel. Charles d’Anjou war König von Neapel und Sizilien und Adam de la Halle hatte Zugang zum Hof. In Neapel schuf der Trouvère seine bedeutsamen Werke, von denen ein Teil der Nachwelt erhalten geblieben ist.
Die Ménestrels waren ausgebildete Musikanten, welche die Werke der Dichter vertonten und vortrugen. Ursprünglich lagen Dichtkunst und Komposition in der Hand des Adels. Dieser zog sich aber zurück und übernahm die Rolle des Mäzens, nachdem Musik professionellen Charakter annahm. Komponiert wurden Lieder und Duette, einstimmig und mehrstimmig. Es gab Spottlieder und Liebeslieder, welche die fahrenden Sänger an den Höfen und auf den Marktplätzen einem interessierten Publikum vorstellten. Von unterschiedlichen volkstümlichen Instrumenten begleitet, entstanden erste kleine zusammenhängende szenische Stücke, deren Vortrag sorgfältig einstudiert wurde.
Das berühmteste Singspiel von Adam de la Halle ist „Le jeu de Robin Robin et Marion“. Wenn man so will, kann man es als die erste Oper der Musikgeschichte bezeichnen. Der Mann aus Arras wird als der bedeutendste Musiker des dreizehnten Jahrhunderts angesehen. Vorläufer waren Hildegard von Bingen (1098-1179) und Walter von der Vogelweide (1170-um 1230). Nach ihm kamen Guillaume de Machaut (1300-1377) und Oskar von Wolkenstein (1377-1445).