Wer sich noch eingehender mit Saladin und den Kreuzzügen befassen möchte, kann hier noch ein bisschen nachlesen.
Vieles ist bekannt; aber ihr wisst ja: "Die Zweige geben Kunde von der Wurzel".
In diesem Sinne; viel Spass beim Lesen und Recherchieren. Hier auch : Hattin, Akkon u.v.m Quellennachweis am Ende des Textes.
Euer Bruder Konrad
SALADIN:
Salah ad - Din Yussuf ibn Aijub wurde im März 1138 in Tikrit geboren und verstarb am 4. März 1193 in Damaskus. Er gelangte im Abendland unter dem Namen Saladin zu großer Berühmtheit. Seine "Popularität" verdankte er vor allem seiner Rolle als Gegenspieler des englischen Königs Richard Löwenherz während des dritten Kreuzzugs (1187-1192). - Saladins Vater, Nagm ad - Din Aijub, und dessen Bruder Sirkuh waren kurdischer Abstammung aus Dvin bei Eriwan, die ursprünglich als Söldner in den Irak gekommen waren und bei einigen lokalen Seldschukenherrschern in Dienst traten. Der Vater Nagm ad - Din Aijub war, als sein Sohn (Saladin) 1138 zur Welt kam, Gouverneur von Tikrit, wechselte aber kurze Zeit später gemeinsam mit Sirkuh in die Dienste des Atabegs Imad ad - Din Sengi. Dieser entsandte und ernannte ad - Din Aijub zum Kommandanten der soeben eroberten Stadt Baalbeck und belehnte ihn mit einem Drittel der Stadt. Selbst als Baalbeck, nach dem Tode Imad ad - Din Sengis (1146), wieder der Damaszener Dynastie der Buriden zufiel, blieb ad - Din Aijub nach einem Arrangement mit dem letzten Herr der Festung, in seinem Amt, sodaß Saladin mit seinen Brüdern in einem einigermaßen, für die damaligen Verhältnisse, geordneten und ruhigen Umfeld aufwachsen konnte. Sirkuh dagegen diente dem Sohn des verstorbenen Imad ad - Din Sengi, Nur ad - Din, und half diesen sich in Aleppo als Sultan zu etablieren. Nach anfänglichen Problemen und Unstimmigkeiten mit Nur ad - Din wurde Sirkuh zu einem der ersten unter den Befehlshabern Nur ad - Dins. Mit 18 Jahren wurde Saladin Präfekt der Buriden in Damaskus. Nach kurzer Zeit quittierte er jedoch den Dienst - wie es heißt - aus Protest gegen betrügerische Machenschaften des obersten Rechnungsführers und kehrte auf Fürsprache seines Onkels Sirkuh an den Hof der Sengiden zu Nur ad - Din zurück, wo er von nun an als Adjutant des Sultans diente. Als Adjutant hatte er die Verpflichtung niemals den Sultan zu verlassen, weder auf dem Marsch zu irgendwelchen Kriegsschauplätzen, noch am Hofe. Saladin konnte auf diese Art einen unmittelbaren Eindruck von der Kunst der Staatsführung gewinnen. Das Kalifat der Fatimiden befand sich etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts im Niedergang und wurde immer mehr zum Spielball anderer (Religions)-Mächte. In unmittelbarer Konkurrenz standen sich das Königreich Jerusalem und die Sengiden (benannt nach Imad ad - Din Sengi) In der Zeit von 1161-1169 stand König Amalrich von Jerusalem schon einige male kurz davor Ägypten zu erobern. Dies wurde aber durch das Eingreifen Nur ad - Dins, der insgesamt dreimal ein Heer entsandte (1163, 1167, 1169) verhindert. Stets wurde das Heer von Nur ad - Din von seinem General Sirkuh befehligt und in der auch Saladin als Offizier Dienst tat. Das erste mal machte Saladin im zweiten Ägyptenfeldzug 1167 von sich reden. Nahe dem oberägyptischen Baban erfochten Sirkuh und Saladin einen Sieg über die Truppen Amalrichs und des Fatimidenkalifen, der ihnen dadurch den Weg nach Unterägypten frei machte. In Alexandria übernahm Saladin mit der Hälfte des Heeres zum erste mal ein selbstständiges Kommando. Als Amalrich nun aber mit Unterstützung der fatimidischen Truppen und einer byzantinischen Flotte die Stadt belagerte, war die Übermacht derer doch zu groß, sodaß Saladin seinen Onkel Sirkuh zur Hilfe holen mußte. Sirkuh kam dann auch in Eilmärschen herbeigeeilt und bezog Stellung vor Kairo. Es kam dadurch zu Verhandlungen (August 1167) mit dem Ergebnis daß die Gefangenen ausgetauscht wurden und das Sengidische Heer wieder nach Syrien abzog. - Ägypten wurde nun faktisch zu einem Protektorat des Königreichs von Jerusalem und war zu Tributzahlungen, die von einem in der Hauptstadt residierendem Kommissariat kontrolliert wurde, verpflichtet. Außerdem hatte Ägypten nun fränkische Garnisonen in Kairo und Alexandria zu erdulden. Ägypten war nun durch die ständige Präsenz fränkischer Truppen und die Uneinigkeit der fatimidischen Regierung so geschwächt, die Amalrich dazu ausnutzen wollte das Land nun entgültig zu unterwerfen um es ins Königreich Jerusalem einzuverleiben. 1168 marschierte Amalrich mit byzantinischer Flottenunterstützung und unter Bruch der 1167 geschlossenen Verträge gegen Kairo. Der fatimidische Wesir Sawer mußte einmal mehr Nur ad - Din um Hilfe bitten, der dann auch zum dritten Mal Sirkuh mit einer Armee nach Ägypten entsandte um den Fatimiden zu Hilfe zu kommen. Im Angesicht einer so großen Überlegenheit der Truppen von Nur ad - Din, zog Amalrich im Jahr 1169 ab, und Sirkuh hielt mit seinen Truppen Einzug in Kairo. Bald darauf wurde der undurchsichtige und wankelmütige fatimidische Wesir Sawer unter ungeklärten Umständen ermordet - angeblich soll er ein Attentat auf Sikuh und seine Offiziere geplant haben und auf Grund dessen im Auftrag von Saladin heimlich ermordet worden sein. Daraufhin wurde Sirkuh, dessen Truppen die stärkste Macht in Ägypten stellten, zum Wesir des fatimidischen Reiches ernannt. Sirkuh starb aber schon zwei Monate später, und der Kalif berief nun in Absprache mit den Offizieren des sengidischen Heeres, Sikuhs Neffen Saladin am 26. März 1169 als Wesir mit dem Titel "al - Malek an - Nasir"(der König der Helfer) zu berufen. In einem Glückwunschschreiben zum Erhalt des Wesirrats erkannte Nur ad - Din, Saladin gleichzeitig als Befehlshaber der sengidischen Truppen in Ägypten an Saladin war zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt. Die politische Zielrichtung Saladins unterschied sich im Grunde von der Nur ad - Dins kaum. Letzterer trat jedoch im Bewußtsein der Nachwelt hinter Saladin zurück und geriet nahezu in Vergessenheit, da Saladin die wesentlich spektakuläreren Erfolge vorzuweisen hatte. Als fatimidischer Wesir und gleichzeitiger Befehlshaber der sengidischen Truppen in Ägypten, befand sich Saladin in einer zwiespältigen Situation, diente er doch zwei einander feindlichen Herrn, deren Namen in den Freitagspredigten zum Zeichen ihrer Souveränität über Ägypten genannt wurden, von denen jedoch keiner wirklich die Macht ausübte. Tatsächlich hatte die stärkste Position Saladin selbst, der sich auf seine Truppen vor Ort stützen und verlassen konnte. Dieses Sowohl - als - auch - Verhältnis gab Saladin die Möglichkeit, sich als dritte Kraft zu etablieren, die schließlich die beiden anderen beseitigen sollte. - Nachdem Saladin die nubischen und armenischen Truppen der Fatimiden (Schiiten) vernichtet und einen erneuten Angriff christlicher Heere auf Ägypten zurückgeschlagen hatte (1169) unternahm er seinerseits 1170 einen Vorstoß nach Palästina, bei dem er die Hafenstadt Aila am Roten Meer eroberte. Der Versuch eines gemeinsamen Vorgehens von Saladin und Nur ad - Din gegen die Kreuzfahrerfestung Karak (Krak des Moabites) und Saubak (Montral) im Transjordanland 1171 scheiterte jedoch durch Saladins plötzlichen Rückzugs, der Nur ad - Din zutiefst verärgerte. Im September des Jahres 1171 wagte Saladin schließlich den von Nur ad - Din und dem abasidischen Kalifen schon lange geforderten Schritt zur Abschaffung des fatimidischen (Die Fatimiden gehörten der schiitischen Religionsgemeinschaft an) Kalifats. An Stelle des fatimidischen Kalifats war Saladin quasi der Begründer des aijubidischen Sultanats. Erst nach Saladins Tod wurde aus dem Sultanat wieder ein aijubidisches Kalifat. Die Aktion der Vernichtung des fatimidischen Kalifats führte kaum zu Störungen des öffentlichen Lebens in Ägypten, da die Bevölkerungsmehrheit ohnehin schon immer sunnitisch war. Saladin übernahm nun die Regierungsgeschäfte in Ägypten. Gleich zu Beginn seiner Regierung holte er seine Verwandtschaft ins Land um sie an der Regierung und an militärischen Operationen zu beteiligen. Saladin erreichte zwei Dinge damit: 1. er festigte seine Regierungsmacht damit, weil seine Verwandtschaft ihm treu ergeben war 2. entzog er sie dem Zugriff Nur ad - Dins und der dadurch kein Druckmittel mehr besaß, falls es zu einer militärischen Auseinandersetzung mit ihm kommen sollte. Neben der Beteiligung der Familienmitglieder an den Regierungsgeschäften, bewies er ein glückliches Händchen in seiner Personalpolitik, in der Auswahl seiner Wesire und Berater in den politischen Geschäften. Gegenüber den Ratschlägen dieser Leute zeigte er stets ein offenes Ohr, ohne jemals die Zügel der Macht auch nur einen Deut aus der Hand gegeben zu haben. Ein weiterer Charakterzug seines Wesens war seine extravagante Freigiebigkeit gegenüber Freund und Feind in politischen sowie auch in finanziellen Dingen, die ihn oft an den Rand einer persönlichen Insolvenz gebracht hat. Obwohl Saladin die politische Macht über Ägypten hatte, unterstützte er den Kampf Nur ad - Dins gegen die Franken als jetzt gleichwertiger Partner kaum, was die Spannung zwischen den beiden nur vergrößerte. Nur der Tod von Nur ad - Din, der im Mai 1174 verstarb, bewahrte Saladin vor einer militärischen Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Lehnsherr. Daraus ging hervor, daß er Selbst die Führungsrolle im Glaubenskampf der verschiedenen Herrscherhäusern beanspruchte. Während er aber jetzt gegen die Sengiden zu Felde zog um seine neu gewonnene Hausmacht zu verteidigen, mußte er eben diesen Glaubenskampf, den er gegenüber den Kalifen in Bagdad und der muslimischen Öffentlichkeit stets propagierte, weitgehend zurückstellen. Schlimmer noch, um den Rücken frei zu haben, war er gezwungen, entweder mit den Kreuzfahrern zu paktieren oder deren Streifzüge und Verwüstungen im eigenen Gebiet hinzunehmen, wie 1183 den letztlich erfolglosen Vorstoß Raynald von Chatillons auf Mekka. So oder so bot eine derartige Politik eine breite Angriffsfläche für Kritik von islamischer Seite wie sie besonders von dem Historiker Ibn al - Atir geäußert wurde. In den Jahren 1174 - 1186 unternahm Saladin nur vier Feldzüge gegen die Franken (1177, 1179, 1182 und 1183) bei denen Niederlagen, Siege und Patt Situationen sich ablösten. Die meiste Zeit verbrachte Saladin aber damit, die sengidischen Fürstentümer von Aleppo und Mossul sowie andere kleinere muslimische Fürsten in Südostanatolien zu unterwerfen. Während er den Süden Syriens gleich nach dem Tode Nur ad - Dins hatte erobern können, wurde ihm Aleppo erst 1183 übergeben. Mossul erkannte seine Oberhoheit nach langen Kämpfen erst im Jahre 1186 an. Mit der Ausdehnung von Saladins Herrschaft auf das nördliche Mesopotamien war im Februar 1186 die politische Einheit der an die christlichen Staaten angrenzenden islamischen Gebieten mehr oder minder hergestellt, zumindest soweit das der Oberbefehl Saladins akzeptiert wurde. Damit war die von ihm in seinen Briefen an den Kalifen in Bagdad postulierte Voraussetzung für die Aufnahme des Djihad erfüllt, und es gab keinen Grund mehr für einen weiteren Aufschub. Ein Jahr später lieferte der Raubritter und notorische Unruhestifter Raynald von Chatillon den Anlaß für den Ausbruch des Krieges. Er überfiel einmal mehr unter Bruch der Waffenstillstandsvereinbarungen von 1183 und 1185 mit seinen Rittern eine ägyptisch - syrische Karawane und massakrierte alle Reisenden. Als Raynald die von Saladin geforderte Genugtuung und Wiedergutmachung barsch zurückwies, war dies für Saladin der Anlaß zur Ausrufung des Djihad. Im Frühjahr 1187 zog Saladin alle eigenen Truppen und die Truppen seiner Verbündeten im Gebiet des heutigen Golan zusammen. Auch die Kreuzfahrer rüsteten sich und boten ihre gesamten Streitkräfte auf, um den Truppen Saladins zu begegnen. Am 4. Juli 1187 trafen die etwa gleichstarken, je ca. 20000 Mann starker Heere bei Hattin aufeinander. Saladin nutzte die Gegebenheiten des Gebietes. Es gab kaum Wasser. Und da wo es Wasser gab besetzte er es kurzerhand um die Kreuzritter von Vorneherein zu schwächen. Die Franken die nach einem schweren Marsch in Kampfausrüstung und Sommerhitze, ihre Wasservorräte nicht auffrischen konnten, erlitten unter großen Qualen und einer großen Schlacht eine vernichtende Niederlage, in der ein großer Teil ihrer Vornehmsten fiel oder in Gefangenschaft gerieten. Während Saladin in Erfüllung eines früher geleisteten Eides, Raynald von Chatillon mit eigener Hand niederstreckte und alle Ordensritter der Templer und Johanniter hinrichten lies, empfing er Guy de Lusignan, der zwei Monate später als Gegenleistung für die Kapitulation Askalons (5. Sept. 1187) freigelassen wurde, freundlich. Nach der Schlacht von Hattin waren die meisten Stützpunkte und Burgen der Kreuzfahrer kaum noch besetzt, sodaß Saladin sein Heer aufteilen und in kurzer Zeit etliche Städte einnehmen konnte. Jerusalem ergab sich am 2. Okt. 1187 nach zweiwöchiger Belagerung und harten Verhandlungen. Nach der Einnahme der Stadt unterschied Saladin sehr klar zwischen den einheimischen Christen, die nach den Regeln des Korans als Schutzbefohlene (Dimmi) galten und den feindlichen, christlichen Franken. Letztere konnten sich freikaufen und erhielten nach Bezahlung des Lösegeldes freien Abzug. Wer die Mittel zur Bezahlung des Lösegeldes nicht besaß wurde zunächst in die Sklaverei geführt, dann aber meist nach kurzer Zeit ohne Gegenleistung freigelassen. Verschiedene arabische Quellen sagen sogar, daß Saladin bei vielen älteren oder sehr armen Christen, teilweise das Lösegeld aus seinem eigenen Budget bezahlt hat. Die Dimmi dagegen hatten die Möglichkeit, die von den Franken zurückgelassene Habe zu günstigen Preisen zu kaufen. Alle christlichen Kirchen wurden als erste Amtshandlung von Saladin in Moscheen umgewandelt, außer die Grabeskirche, sie konnte als einzige ihre christliche Funktion behalten. Auch das Hospital der Johanniter wurde aufrecht erhalten und die dort dienenden Brüder durften mit der ausdrücklichen Genehmigung von Saladin, die dort stationierten Kranke gesund pflegen. Die Eroberung Jerusalems durch Saladin war der Anlaß zum dritten Kreuzzug, der von dem deutschen Kaiser Friedrich I Barbarossa, dem französischen König Philipp August und dem englischen König Richard Löwenherz. Während Friedrich I Barbarossa am 10 Juni 1190 unerwartet bei Seleukia in dem Fluß Saleph ertrank und damit die Bedrohung durch ein deutsches Heer von Norden her wegfiel trafen die beiden Anderen im April (Philipp August) und im Juni 1191 (Richard Löwenherz) auf dem Seeweg im Kreuzfahrerlager vor Akkon ein. Die Verteidiger von Akkon, die im Jahre 1189 von König Guy von Lusignan angegriffen wurden, gaben angesichts der jetzigen Übermacht aber gegen den Willen Saladins, der auch zum Entsatz der Stadt schon vorher eintraf, aber an den gegebenen Umständen auch nichts ausrichten konnte, auf. Die ca. 3000 Muslime die sich den christlichen Königen ergeben hatten, wurden auf Befehl von Richard Löwenherz hingerichtet, weil Saladin mit der vereinbarten Lösegeldzahlung aufgrund seiner angespannten finanziellen Lage in Verzug geraten war. Nach der Eroberung Akkons durch die beiden europäischen Könige reiste Philipp August ab, und Richard Löwenherz führte den Krieg gegen Saladin alleine weiter. Er marschierte an der Küste entlang, wo er zunächst die Städte von Akkon bis Jaffa einnahm. Zwei Vorstöße Richards auf Jerusalem blieben aber erfolglos. Nach langen und zähen Verhandlungen schlossen Richard und Saladin schließlich am 2. Sept. des Jahres 1192 einen auf drei Jahre befristeten Waffenstillstandsvertrag. Gemäß dieses Vertragswerks behielt Saladin das Binnenland und erhielt die Küstenstädte Askalon und Gaza zurück, während dem Königreich Jerusalem (ohne Jerusalem) der Küstenstreifen von Jaffa bis zur Grafschaft Tripolis im Norden zufiel. Ferner sicherte Saladin den christlichen Pilgern den ungehinderten Besuch Jerusalems und die heiligen Stätte, zu. Dieser Waffenstillstand hielt, ohne daß er offiziell verlängert worden wäre, noch weit über Saladins Tod hinaus, für fünfundzwanzig Jahre. Nach Beendigung der Kriegshandlungen entließ Saladin im Winter 1192/93 den größten Teil seiner Truppen. Er selbst begab sich nach Damaskus, wo er nach knapp zweiwöchiger Krankheit am 4. März 1193 im Alter von 55 Jahren starb. - Zum Image und Charakter Saladins: Was Saladin vor anderen muslimischen Herrschern auszeichnet, ist vor allem die Beendigung der Agonie des orthodoxen sunnitischen Islam zum einen gegenüber der schiitischen Herausforderung und zum anderen gegenüber der Besetzung des Heiligen Landes durch die Kreuzfahrer. In beiden steht er freilich nicht allein, sondern hatte Vorgänger: die Seldschuken und vor allem die Sengiden. Der größte Erfolg fiel aber Saladin zu, dem es gelang, die ismailitische Herrschaft über Ägypten zu beenden, die muslimische Herrschaften vom Nil bis zum oberen Tigris zu einen und schließlich Jerusalem zurückzuerobern. Man muß sich jedoch vergegenwärtigen, daß Saladins Ruhm als "Held des Djihad" und sein Image als tugendhafter Herrscher wohl nie so groß geworden wären ohne seine Biographen Imad ad - Din al - Isfahani (1125 - 1201) und Baha ad - Din Ibn Saddad (1145 - 1234), die 1175 als Sekretär bzw. 1188 als Heeresrichter in seine Dienste traten, und deren Werke meist als Grundlage für die Beschäftigung mit Saladin gedient haben. Prosengidische Quellen sehen in Saladin lediglich einen Abenteurer und Usurpator, einen selbstsüchtigen kurdischen Emporkömmling, der die Nachfolge seines früheren Herrn, Nur ad - Din, beiseite gedrängt hat. Die Saladin im Allgemeinen nachgesagte Ritterlichkeit wird neuerdings von Historikern wieder in Frage gestellt. Zum Beweis von Saladins "Unritterlichkeit" wird dabei einerseits auf Hinrichtungen gefangener Franken und anderseits in den Fällen, da er Gnade und Milde walten ließ, auf die Vorteile, die er sich von seiner Milde versprochen haben mag, verwiesen. Dabei werden jedoch das europäische mittelalterliche Rittertum mit dem romantischen Bild desselben verwechselt und der reale Saladin an Lessings "aufgeklärten" Saladin gemessen. Beides ist gleichermaßen unzulässig. Wenn Saladin und andere muslimische Kämpfer von ihren christlichen Berufskollegen als "Ritter" angesehen wurden, so deshalb, weil sie dem damaligen ritterlichen Verhaltenskodex entsprochen haben. Die moralische Integrität Saladins läßt sich wiederum nur an der für ihn, den Muslim, allein gültigen Richtschnur messen, nämlich der Scharia, dem islamischen Recht, und nicht am Verständnis der Aufklärung oder gar modernen westlichen Vorstellungen von Menschenrechten. In der Scharia nun bestimmen in Bezug auf die Behandlung von Kriegsgefangenen Nützlichkeits - und Beuterechtserwägungen das praktische Vorgehen sowie die juristische Argumentation. Saladin stand somit bei der Anordnung von vermeintlichen "Grausamkeiten" durchaus auf dem Boden des islamischen Gesetzes und brachte sich dadurch bekanntlich auch bei seinen europäischen Gegnern nicht in den Ruf eines "Schlächters". Daß Saladin, wenn er Milde walten ließ, vielleicht auch die Interessen des Staates mit im Auge behielt, ist dem Staatsmann ebenso wenig vorzuwerfen. Wenn Saladin unter den muslimischen Herrschern auch nicht die singuläre Erscheinung war, die der "Mythos Saladin" suggeriert, so muß er doch als einer der Herausragenseden gelten. Nach dem Tode Saladins zerfiel die Herrschaft der Aijubiden, deren Reich man als "Familienföderation" bezeichnen könnte. In Teilbereichen, die unter Saladins Bruder al - Adil und während der Bedrohung Ägyptens durch einen neuen Kreuzzug (1218 - 1221) aber noch leidlich zusammenwirkten. Insgesamt ließen die Aijubiden allerdings vom Djihad wieder ab und gingen, nicht zuletzt wegen innerer Rivalität, zu einer friedlichen Koexitenz mit den christlichen Nachbarstaaten über. Bezeichnend ist hierfür die pragmatische Haltung des über Ägypten herrschenden Aijubiden al - Kamil bei den Verhandlungen mit Friedrich II.,die im Februar 1229 zur Übergabe Jerusalems und einiger anderer Orte im Heiligen Land an die Franken führten. Erst 1244 sollte Jerusalem ohne Kampf für 673 Jahre (bis zum 8./9. Dezember 1917) wieder an die Muslime fallen.
Lit.: Gabrieli, F.: Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht (Zürich, München 1973); - Gibb, H:A:R.: The live of Saladin. From the works of >imad ad - Din and Baha ad - Din< (Oxford 1973); - Lyons, M.C. u. Jackson, D.E.P.: Saladin. The politics of the holy war (Cambridge 1982); - Möhring, Hannes: Saladin und der dritte Kreuzzug, Aijubidische Strategie und Diplomatie im Vergleich vornehmlich der arabischen mit den lateinischen Quellen (Wiesbaden 1980); - Richter - Bernburg, Lutz: Der syrische Blitz. Saladins Sekretär zwischen Selbstdarstellung und Geschichtsschreibung (Beirut 1998); - Atrache, Laila: Die Politik der Aijubiden (Münster 1996); - Meyer, Günter und Sellheim, Rudolf: Documenta Arabica. Arabische Quellenbeiträge, Zur Geschichte der Kreuzzüge (Hildesheim - Zürich - New York 2004); - Runicman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge (München 1995).